Mina K.
Zwischen zwei Welten

Zwölfter Besuch im Burgtorclub

24.02.2024

Heute stand für meine Frau und mich mal wieder ein Clubbesuch an. Ich kontaktierte im Vorfeld meine ehemalige Schulfreundin, die unsere Verabredung zu Weiberfastnacht krankheitsbedingt nicht wahrnehmen konnte. Außerdem hatte ich Claudia angeschrieben, die meine Frau und ich Rosenmontag kennen gelernt haben und die noch am selben Abend spontan mit uns den Burgtorclub besuchte. Sie fand es dort so toll, dass sie auf jeden Fall mal ihrer Freundin Jenny wiederkommen wollte. Mary, mit der ich letztes Halloween die Straßen und Clubs unsicher machen durfte, hat ebenfalls ihr Kommen per Messenger angekündigt. Das könnte ein lustiger Abend werden!

Ich habe mich dann auch extra schick gemacht und mein neues grünes Kleid von DKNY angezogen, das meine Kurven so schön betont (auch wenn diese zum Teil Fake sind 😜). Weil das Kleid recht kurz und es immer noch ziemlich kühl um diese Jahreszeit war, hüllte ich meine Beine wieder in eine dieser gefütterten Strumpfhosen, die wie eine richtige Feinstrumpfhose aussehen. Meine schwarzen Keilsandaletten komplettierten mein Outfit und machten mich dabei nur acht Zentimeter größer.

Meine Frau half mir dabei, die Haare zu toupieren, denn darin bin ich immer noch nicht besonders gut. Aber ich lerne. Das Schminken habe ich mittlerweile ja auch einigermaßen drauf. So habe ich auch diesmal für meinen Lippenstift die gleiche rote Farbe gewählt wie für meinen Nagellack. Und der grünlich schimmernde Lidschatten passte zu meinem Kleid.

Um kurz nach halb Acht war ich fertig, viel früher als normalerweise. Der Grund dafür war Pavlos, den wir schon seit Oktober 2023 aus dem Burgtor kannten. Er hatte uns zu sich nach Hause eingeladen. Wir waren selbst nicht ganz sicher, warum er das tat, ließen uns aber darauf ein. Er hatte auch explizit nach Claudia gefragt, die er dank uns ebenfalls am Rosenmontag kennen lernte.

Doch im Laufe des Samstags bekam ich per WhatsApp eine Absage von Claudia, in der sie uns außerdem klar machte, dass sie keinen Kontakt mehr zu uns wünschte, was ich echt schade fand. Wir hatten uns doch so gut verstanden und sie schien vom Burgtorclub geradezu begeistert zu sein. Was würde ich darum geben, wenigstens den Grund für ihre überraschende Entscheidung zu erfahren. Meine Nachfrage diesbezüglich blieb jedoch bis heute unbeantwortet.🙁

So fuhren wir also ohne Claudia die knapp 20 Minuten zu der Adresse, die Pavlos meiner Frau gegeben hatte. Ich war als Mina zwar schon häufiger unterwegs, aber noch nie in einer anderen Privatwohnung. Dennoch war ich mittlerweile so gefestigt, dass ich keinerlei Unbehagen verspürte. Nicht mal, als wir vor der Haustür auf einen Typen trafen, der mit seinem Handy telefonierte.

Wir klingelten und Pavlos ließ uns hinein. Im Wohnzimmer saß noch ein anderer Freund von ihm namens Michael. Pavlos bot uns was zu Trinken und ein paar Knabbereien an und. Wir unterhielten uns gut zwei Stunden lang über alles Mögliche. Pavlos Lebensgeschichte war leicht deprimierend, da seine Familie nie richtig akzeptiert hat, dass er schwul ist und er viel Ablehnung erfahren musste.

Gegen halb Elf machten wir uns auf den Weg zum Burgtor. Wir nahmen nicht nur Pavlos sondern auch Michael mit unserem Auto mit, da er in der Nähe des Clubs wohnte und um eine Mitfahrgelegenheit nach Hause bat. Er nahm mit mir zusammen auf dem Rücksitz platz, meine Frau saß mit Pavlos vorne. Ich nutzte die Zeit um meiner Schulfreundin wie vereinbart Bescheid zu geben, dass wir gleich im Burgtorclub ankommen würden. Sie wollte sich dann auch auf den Weg machen.

In der Nähe von Michaels Zuhause wurde es dann ein wenig brenzlig. Wir mussten auf einer zweispurigen Straße an einer großen Kreuzung vor einer roten Ampel halten. Michael meinte, er wohne hier um die Ecke und könne ja eben schnell rausspringen. Kaum ausgesprochen öffnete er bereits die hintere linke Wagentür. Allerdings kam in genau diesem Moment von hinten ein Rettungswagen mit Blaulicht angedüst. Wir standen auf der rechten Spur und meine Frau fuhr ein Stück nach rechts um auszuweichen, hatte aber nicht bemerkt, dass Michael gerade ausgestiegen war und die Wagentür noch offen stand. Ich wollte mich herüber beugen und die Tür schnell zuziehen, doch mein Sicherheitsgurt hielt mich fest. Da fuhr der Rettungswagen auch schon an uns vorbei und verfehlte die Autotür nur knapp. Auch Michael konnte gerade noch ausweichen, aber es hätte auch ganz anders ausgehen können.😥

Die Ampel schaltete auf Grün um und wir fuhren weiter. Zum Glück ist ja nichts passiert. Wenige Minuten später erreichten wir den Club ohne weitere Zwischenfälle und fanden sogar direkt vor der Tür einen freien und kostenlosen Parkplatz. Und das um 22:45 Uhr in der Dortmunder Innenstadt, was erstaunlicherweise gar nicht mal so ungewöhnlich ist.

Pavlos, meine Frau und ich stiegen aus und gingen hinein. Mia und Ulla hatten heute wieder Thekendienst. Anja kam um kurz nach 23 Uhr auch noch dazu. Als Ulla uns sah kam sie direkt auf uns zu und begrüßte uns mit Küsschen. Rechts an der Bar waren noch ein paar Plätze frei. Ulla meinte grinsend, sie hätte sie extra für uns freigehalten. Wir nahmen Platz und bestellten unsere Getränke. Ich benachrichtigte meine Schulfreundin, dass wir angekommen sind.

Etwa eine Viertelstunde später betrat Mary das Lokal und gesellte sich nach einer weiteren herzlichen Begrüßung zu uns. Sie machte sogleich einen Tisch für uns klar und wir wechselten von der Bar herüber. Dort saßen bereits zwei junge Männer, aber die waren hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt und blieben nicht lange.

Ich schickte weitere Nachrichten an meine Schulfreundin und versuchte sogar, sie anzurufen, weil ich immer noch keine Antwort erhielt. Aber ich kenne sie gut genug um zu ahnen, dass sie vermutlich auf der Couch eingeschlafen ist. Um kurz vor Mitternacht meldete sie sich endlich und bestätigte meine Vermutung. Sie fühlte sich echt gerädert und nicht in der Verfassung, jetzt noch groß Party zu machen. Sie hatte mich nun schon zum zweiten Mal versetzt (siehe Weiberfastnacht 2024) und entschuldigte sich mehrfach dafür. Aber ich konnte ihr natürlich nicht böse sein. Dazu hab ich sie viel zu gern, rein platonisch natürlich.🥰

Mary, Pavlos, meine Frau und ich hatten aber auch so genug Spaß miteinander. Wir redeten, tranken und lachten viel. Meine Frau und ich gaben die eine oder andere Runde Shots aus. Ulla war dabei natürlich stets mit eingeladen, denn in der Vergangenheit hatte sie uns auch immer wieder mal einen ausgegeben.

Die Stimmung war gut, aber richtig voll wurde es nicht. Meine Frau hatte sogar zwischendurch Lust mit mir zu tanzen. Später bin ich dann nochmal allein auf die Tanzfläche, als ein Song lief der mir gefiel. Vor lauter Alkohol kann ich mich aber nicht mehr daran erinnern, welcher es war.🥂🥴

Im Laufe des Abends gingen Mary und ich vor die Tür, um zu rauchen. Ich teilte meinen Joint mit ihr und wir unterhielten uns über das Thema, was ja politisch in diesen Tagen besonders aktuell war (siehe Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz des Bundesministeriums für Gesundheit). Nach der halben Länge hatten wir beide genug und gingen wieder rein.

Als ich später die zweite Hälfte draußen rauchen wollte, sagte Mary sie käme gleich nach. Doch sie hatte sich verquasselt und ist nicht aufgetaucht. Als ich da so alleine auf dem Bürgersteig am Burgwall stand, fiel mein Blick auf einen Gegenstand, der auf dem Standaschenbecher neben der Tür lag. Es war ein fast vollständiges Streichholzbriefchen mit einem Aufdruck vom Burgtorclub. Aber das faszinierendste daran war die vierstellige Postleitzahl "4600 Dortmund".

Ich teilte meine Entdeckung mit dem netten Türsteher mit. Er meinte, er hätte es dort hingelegt für den Fall dass jemand mal Feuer braucht. Zu Hause hatte er einfach in eine Schublade gegriffen und das erstbeste mitgenommen, das er fand. Ich machte ihm klar, das die vierstelligen Postleitzahlen 1993 abgeschafft worden sind. Somit handelte es sich bei dem Streichholzbriefchen um ein echtes Zeitdokument, das mehr als 30 Jahre alt war. Wir waren uns einig, dass er es unbedingt Fine der Besitzerin zeigen sollte.

Zurück an unserem Tisch erzählte ich den anderen von meiner Entdeckung. Kurz darauf stand plötzlich Jane neben mir und begrüßte mich. Sie war schon länger da, doch ich hatte sie in meinem Rausch dort ganz links an der Bar gar nicht bemerkt. Das tat wir wirklich leid, denn wir hatten uns an Weiberfastnacht 2024 zu ersten Mal richtig gut unterhalten. Sie war mir zum Glück nicht böse und ging kurz darauf zurück an ihren Platz.

Pavlos erzählte, dass es in der Nähe einen Griechischen Abend gab bei dem ein Freund von ihm auftritt, und fragte, ob wir Lust hätten, dort hinzugehen. Mary, die wie Pavlos ebenfalls griechische Wurzeln hatte, war sofort einverstanden. Meine Frau und ich waren zunächst unsicher, stimmten dann aber doch zu. Wir bezahlten die Rechnung und zogen unsere Mäntel und Jacken an. Ulla kam nach vorne um uns zu verabschieden und wir verließen Club.

Doch vorher ging ich noch schnell zu Jane, die an der Bar saß und ein bisschen einsam wirkte. Sie lächelte, als sie mich auf sich zukommen sah. Ich sagte ihr, wie leid es mir tat, dass ich sie nicht früher bemerkt hatte. Ich knuddelte sie kurz, verabschiedete mich von ihr und sagte ihr noch, dass ich sie lieb hab.

Dann ging ich nach draußen, wo die anderen auf mich warteten. Es war kurz vor drei Uhr. Nach einer kurzen Verabschiedung vom Türsteher zogen wir vier von dannen und gingen die 300 bis 400 Meter in Richtung Myrtillo (früher Caliente), welches sich gegenüber dem Parkhaus Kuckelke befindet. Trotz meiner gefütterten Strumpfhose wurde es recht frisch um die Beine.🌬️💃

Nutzen wir die kleine Abkühlung, um kurz innezuhalten und noch ein anderes Thema anzusprechen: Vor mehreren Stunden, als wir noch in Pavlos' Wohnung waren, hatte er meine Frau diskret per WhatsApp gefragt, ob sie ihm heute finanziell aushelfen könnte. Wir wussten ja, dass er von Sozialhilfe lebt und meine Frau hat ein weiches Herz, daher stimmte sie zu. Als sich der Schlawiner dann aber im Burgtorclub hemmungslos auf unsere Kosten ein Ginger Ale nach dem anderen bestellte, fühlten wir uns doch ein ganz klein wenig ausgenutzt, denn am Ende kam einiges zusammen.🤨

Meine Frau erzählte mir später, dass Ulla das auch schon mitbekommen hatte, weshalb sie meiner Frau zwischendurch auch mal ein Gratis-Getränk brachte, "als kleinen Ausgleich" wie sie sagte. Und Mia hatte sogar einen "Grünen" (=beliebter Waldmeisterlikör im Burgtor) springen lassen. Beide kannten Pavlos, der dort Stammgast war, schon etwas länger und wussten von seinen Umtrieben. Sie hatten offenbar Mitleid mit dem Portemonnaie meiner Frau.🤗

Doch genug des schnöden Mammons, im hier und jetzt sinnierte ich auf dem kurzen Weg durch die Dortmunder Innenstadt darüber nach, dass ich mir noch vor einem Jahr nie hätte träumen lassen, heute als Mina auf eine Art Kneipentour zu gehen. Und dabei war das nach Halloween 2023 bereits das zweite Mal. So vieles hatte sich verändert, insbesondere meine eigene Einstellung dazu. Und darüber war ich sehr glücklich.

Pavlos fügte hinzu, wenn jemand fragt wer wir sind, stellt er uns als seine Schwester, seine Tante und seine Oma vor. Meine Frau war die Schwester und ich die Tante. Dass Mary die Oma sein sollte war nicht gerade charmant, aber sie nahm es mit Humor.😂

Wir näherten uns dem besagten Myrtillo und hörten schon von weitem laute Musik. Eine griechische Kapelle spielte mehr oderweniger traditionelle Lieder, die laut Mary und Pavlos ziemlich typisch für griechische Feiern waren. Der Laden war voller Gäste und alle sahen sehr griechisch aus. Pavlos und Mary organisierten uns mithilfe ihre Sprachkenntnisse ein paar Sitzplätze und übernahmen auch die Getränkebestellung für meine Frau und mich. Bei der lauten Musik und aufgrund der Sprachbarriere hatte die Kellnerin meine Bestellung nicht verstanden. Netterweise hat Mary sogar für uns alle bezahlt.

Ich verfolgte das Treiben in dem Laden mit einer gewissen Faszination und fühlte mich wie Professor Grzimek bei der Beobachtung freilebender Griechen in ihrer natürlichen Umgebung.😆

Die meisten Lieder schienen endlos lang zu sein und klangen eher schmachtend bis leiernd und so gar nicht danach, was Deutsche unter griechischer Musik verstehen (hauptsächlich Zorba's Dance😉). Mary meinte, es könne auch genauso gut türkische Musik sein, wenn man die Sprache nicht versteht und sie hatte vollkommen recht (hier in den Kommentaren ist ein Video von dem Abend). Der Sänger war lange Zeit gar nicht zu sehen, weil er sich irgendwo unter das Publikum mischte. Aber dafür tanzte fast immer jemand, entweder mehrere Personen im Kreis oder einer alleine in der Mitte und alle anderen klatschten im Takt mit. Mary erwies sich als gute Fremdenführerin und erklärte uns die verschiedenen Gebräuche. Den Text eines Liedes übersetzte sie mit der "tanzende Betrunkene" und meine Frau und fanden beide, das traf die Sache auf den Punkt.

Die Musik war so laut, dass zweimal die Polizei vor dem Lokal hielt. Beim ersten Mal gab es wohl nur eine Verwarnung. Aber beim zweiten Mal so um 4 Uhr wurde das Konzert für beendet erklärt. Die meisten Gäste verließen das Lokal. Auch wir blieben nicht mehr lange und machten uns auf den Rückweg.

Mary wollte unbedingt noch in den Don Club, schließlich hatte sie sich extra aufgerafft, heute feiern zu gehen und dann sollte es sich auch lohnen. Meine Frau war müde und wollte lieber nach Hause fahren. Sie hatte den ganzen Abend fast keinen Alkohol getrunken und war daher noch fahrtüchtig. Pavlos war unentschlossen und fragte zunächst, ob meine Frau ihn noch nach Hause fahren würde. Als diese ablehnte, entschloss er sich mit Mary zu gehen. An sich hätte ich ja auch Lust gehabt, den Laden endlich mal kennen zu lernen. Irgendwann hatte ich Mary versprochen, sie beim nächsten Mal zu begleiten. Doch ich wollte meine Frau nicht alleine lassen und entschied mich letztendlich dagegen.

Als sich unsere Wege an der Einmündung zur Straße Johannisborn trennten, verabschiedeten meine Frau und ich uns herzlich von Mary und Pavlos und jedes Paar ging seiner Wege. Als wir an unserem Auto ankamen, war im Burgtorclub noch was los. Vielleicht war Jane noch da. Aber wir verzichteten auf einen erneuten Besuch und fuhren mit einem kurzen Umweg über ein McDrive-Gelände, bei dem man uns zwei Filet-o-🐟® mit 🍟 aushändigte, nach Hause.😸


weiter mit Dreizehnter Besuch im Burgtorclub (März 2024)


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